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Neues vom Begas Haus – Workshops, Streetart und textile Welten

01.03.2024

Vor fast vier Jahren war ich das letzte Mal im Begas Haus, dem Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg. Höchste Zeit, u.a. der größten Begas-Sammlung in zehn spannenden Themenräumen auf zwei Ebenen mit zahlreichen Medienstationen mit Hör- und Touchfunktion wieder einen Besuch abzustatten. Die gute Nachricht: Nach ungeplanten Renovierungsmaßnahmen steht wieder alles auf Normalbetrieb. Auf welche neue Wechselausstellung ihr euch im 10. Jubiläumsjahr freuen dürft und was für Workshops das Begas Haus plant, lest ihr hier…

Als wir uns morgens dem Begas Haus nähern, wird noch fleißig gewerkelt. Das Museum öffnet für BesucherInenn erst um 14 Uhr seine Türen und so haben mein Fotograf und ich das Begas Haus wieder für uns allein. Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann und die museumspädagogische Koordinatorin Beatrix Tichelmann warten schon auf uns und verraten uns erstmal im Büro, was so alles in den letzten Jahren passiert ist und worauf sich die BesucherInnen in diesem Jahr freuen dürfen.

 

 

Start ins zehnte Jubiläumsjahr

„Die letzten Handwerker sind noch vor Ort und die finalen Renovierungsmaßnahmen sind jetzt pünktlich zum Start ins zehnte Jubiläumsjahr abgeschlossen“, betont Rita erstmal erleichtert.

Als ich damals hier zu Besuch war, ist gerade in einer der Ausstellungsräume ein großer Riss in den Wänden entdeckt worden, der durch Bauarbeiten in der Nachbarschaft entstanden ist. Einige Werke mussten damals evakuiert bzw. in Sicherheit gebracht werden. Das betraf vor allen Dingen die bekannte Loreley, die Carl Joseph Begas gemalt hat.

„Wir sind froh, dass wir uns jetzt auf die schönen Dinge konzentrieren können und haben schon am 5. Mai die erste Veranstaltung zu unserem Jubiläum geplant“, ergänzt Beatrix. „Ein kleines Ensemble mit einem Sänger und einem Pianisten wird bei uns ein Konzert geben. Gleichzeitig ist auch der 200. Jahrestag von Heinrich Heines vertonten Loreley-Gedicht ‚Ich weiß nicht, was soll es bedeuten`. So schließt sich der Kreis, denn das Gemälde ‚Loreley‘ von Carl Joseph Begas ist bei uns einer der Highlights.“

 

 

Barrierefreier Rundgang

Und genau auf dieses Werk freue ich mich besonders und wir starten einen kleinen Rundgang durch das Museum. Was mir als erstes wieder positiv auffällt, ist, dass die Räumlichkeiten barrierefrei zugänglich sind. Zur besseren Orientierung, was den Besucher oder die Besucherin in den Räumlichkeiten erwartet, ist das Thema des Raumes hinterlegt, jeder Raum hat eine eigene Farbe und die jeweilige Atmosphäre der Zeit wird aufgegriffen. Auch wenn man keine der angebotenen Führungen nutzen möchte, könnt ihr euch so gut orientieren und das Begas Haus in eurem eigenen Tempo erkunden.

Durch die gute Stube anno 1794 von Heinsberg kurz vor dem Geburtsjahr von Carl Joseph Begas, geht es in den nächsten kleinen Raum, in dem es dann um die Inszenierung des Geburtstages von Carl Joseph Begas geht, denn just in dem Moment der Taufe – früher wurde man am Tag seiner Geburt getauft – schlug die erste Kanonenkugel der französischen Truppe in den Kamin der Wöchnerin.

 

 

Interaktives Entdecken

Den nächsten Stopp machen wir in einem der schönsten Räume des Museums, wie ich finde. Ausgestattet ist dieser mit Möbeln aus der Biedermeier-Ära, zierlichen Sammeltassen, zahlreichen Familienporträts entlang der Wände und einem imposanten, blattvergoldeten Tisch mit interaktiven Funktionen. Ich habe wieder fast das Gefühl, als wäre ich ein Gast im Zuhause dieser Künstlerfamilie.

Die interaktiven „Teller“ muss ich direkt wieder ausprobieren. „Hier gibt es zwei Möglichkeiten, mehr zu erfahren. Entweder bekommst du eine Übersicht über die Künstler der Dynastie oder du kannst auch tiefer gehen und dir mehr zu den insgesamt zehn KünstlerInnen anzeigen lassen“, erklärt mir Rita. „Wir raten unseren BesucherInnen auch immer, am Ende nochmal hierher zurückzukommen. Man hat dann einen Eindruck von allen Begas-Nachkommen und kann sich hier nochmal einen Überblick verschaffen.“

 

 

Erstes Streetart-Motiv

„Da vorne siehst du auch das erste Streetart-Motiv. Das zeigt die hübsche Begas-Ehefrau Wilhelmine und die ist jetzt Teil der Heinsberger Stadtkulisse“, ergänzt Beatrix. „Ein tolles Projekt, was wir umsetzen durften, um zum einen mehr Aufmerksamkeit auf das Begas Haus zu lenken, aber zum anderen auch um das Kunstbewusstsein der BürgerInnen zu schärfen.“

Es gibt aktuell auch noch ein zweites Motiv, das siehst du eine Etage höher. An der Streetart selbst gibt es dann einen QR-Code, dem man einscannen kann und dort bekommt man mehr Infos zu Werk und Künstler und dass man das Original im Begas Haus sehen kann.  Mehr zu diesem Streetart-Projekt und zu vielen weiteren kunstvollen Projekten entführe ich euch in einem meiner nächsten Blogbeiträge.

 

 

Regionalgeschichte live

Bevor wir weitergehen, erzählt mir Rita, dass wir uns gerade auf historischem Boden befinden, den bereits Carl Josephs Großvater beschritt. Hier war er als Amtsverwalter für den Kurfürsten tätig. Die originale Ernennungsurkunde zeigt Rita mir im nächsten Raum in einer Schublade, die Besucher nicht nur hier, sondern an vielen anderen Stellen im Museum eigenständig öffnen und den Inhalt erkunden können.

Die folgenden Räumlichkeiten verbinden also die Familie Begas mit der Geschichte Heinsbergs und gibt einen Einblick in die damalige Zeit der Region. Gezeigt wird u.a. eine kleine Sammlung der Kirchengeschichte mit einer Glocke aus dem 17. Jahrhundert und mit prachtvollen Goldschmiedearbeiten aus dem Kirchenschatz von St. Gangolf. Ein großer Monitor gibt weiteren interaktiven Einblick in die Dinge, die sich hinter der verschlossenen Vitrine befinden.

Auch in diesem Bereich ist es möglich, die Schubladen zu öffnen und weitere spannende Exponate zu entdecken. Angeboten werden so verschiedene Vertiefungsebenen. Es gibt die Exponatbeschriftung, die Raumtexte und dann eben die Medienstationen, um weiter in die Materie einzusteigen.

Exponate digitalisiert

„In diesem Ausstellungsbereich befinden sich tatsächlich nur die Highlights. Wir haben auch ein großes Depot außerhalb dieses Gebäudes mit zahlreichen Exponaten. 2.500 von Ihnen haben wir mittlerweile in einem eigenen Programm digitalisiert und stehen auf unsere Homepage unter „Depot“ Interessierten zur Verfügung“, erklärt Rita weiter.

Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit einer kleinen Zeitreise in die frühe Stadtwerdung. Mein Highlight hier – der große Münzschatz, der bei Kanalarbeiten entdeckt und dann digitalisiert wurde. Das bedeutet, dass man sich die zahlreichen Münzen auf einem Monitor anschauen und dabei von allen Seiten betrachten und sich weitere Infos holen kann.

 

 

Interaktive Staffelei

Dann geht es in die erste Etage und ich sehe direkt meine Lieblings-Medienstation von meinem ersten Besuch – eine interaktive Staffelei. In dem Raum, in dem diese aufgestellt ist, geht es um die Ausbildung des Künstlers. Damals gab es keine Kunstakademie und der erste Weg der Künstler, wie Carl Joseph Begas, führte nach Paris zu einem Atelier, um dort einen Lehrer zu suchen. Die Staffelei gibt euch mehr Infos über Maltechniken, ihr könnt aber auch eine Art Aufnahmeprüfung ablegen. Dazu müsst ihr fünf Aufgaben rund um Geschicklichkeit, Genauigkeit und Kreativität in einer bestimmten Zeit bewältigen.

 

 

Die Loreley

Jetzt ist es endlich soweit und in dem nächsten Raum befindet sich das Objekt meiner Begierde – die Loreley. Mein erster Blick fällt aber nicht nur auf das große Gemälde am Ende des Raumes, sondern auch auf einen samtigen Rundsessel mit einer Hörstation. „Hier verbinden wir die literarische Romantik mit Begas, denn der Künstler hat Heinrich Heines Gedicht „Die Loreley“ als Inspiration genutzt“, erklärt mir Rita. „Ich hatte das große Glück durch einen Zufall und ein paar Umwege, die Entwurfszeichnung des Begas Gemäldes von 1833 zu erwerben und hier sind auch die ersten beiden Strophen vom Heine-Gedicht notiert. Zwei Jahre später malte Begas die Loreley dann fertig.“

Die Hörstation enthält natürlich u.a. das Gedicht von Heine und während ich mir dieses anhöre, kann ich den Blick auf Begas Loreley genießen. Das Bild ist so detailverliebt und es gibt die ganze Zeit etwas zu entdecken. Ihr Rock enthält etwa eine Schlange, eine Fledermaus und die Medusa – Symbole aus anderen Welten.

 

 

Mehr Streetart

Im gleichen Raum befindet sich übrigens auch das zweite Streetart-Objekt – „Zwei Mädchen auf dem Berge“ von Carl Joseph Begas von 1834. „Das Bild wurde auch ‚Blick in die Heimat‘ genannt und ist sehr passend einfach, um unser Streetart-Projekt weiter wachsen zu lassen und präsenter im Stadtbild zu werden. Auch hier gibt es einen QR-Code an der Hauswand inklusive Hinweis, dass es das Original im Begas Haus zu sehen gibt“, ergänzt Beatrix.

Das Begas Haus ist immer noch für viele das Heimatmuseum, aber sehen nicht, dass es einen echten Wandel durchlebt hat und es viel mehr zu entdecken gibt, als nur Regionalgeschichte.

 

 

Von der Mona Lisa bis zu Fanny Elßler

Die nächsten Räumlichkeiten mit der Heinsberger Mona Lisa und Werken von den Söhnen von Carl Joseph Begas – Reinhold und Carl, dem Jüngeren passieren wir nur. Auch auf den Bereich „Kunst für Jedermann“ werfe ich nur einen kurzen Blick – schließlich müsst ihr im Begas Haus auch noch selbst etwas entdecken.

Mein Tipp an der Stelle: Im letzten Raum im preußischen Blau findet ihr Auftragsarbeiten für das Königshaus, auch von Carl Josephs Sohn Oscar. Ein Bild strahlt ganz besonders und ist auch das Lieblingsbild von Rita – die Apotheose der Tänzerin Fanny Elßler von 1832, die Carl Joseph Begas bewundert und gemalt hat.

 

 

Textile Welten IIII – die neue Wechselausstellung

Bevor es zu einem ganz bestimmten Teil des Begas Haus geht, kommen wir an noch leeren Räumlichkeiten vorbei. „Am 3. März können die BesucherInnen die neue Wechelausstellung ‚Textile Welten IIII‘ des Düsseldorfer Künstlerpaar Barbara Esser und Wolfgang Horn bewundern, die bis zum 28. April 2024 zu sehen sein wird.

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert widmet sich das Künstlerduo Barbara Esser und Wolfgang Horn aus Düsseldorf der Verwendung textiler Materialien in ihrer Kunst. Durch ihre Gewebe, Skulpturen und Grafiken entdecken sie kontinuierlich einzigartige Ausdrucksformen im Bereich des Textilen. Ihre Installationen, Objekte, Fotografien, Animationen und Webstoffe laden dazu ein, erkundet zu werden, eröffnen neue Perspektiven und strukturieren Räume mitunter auf kühne Weise.

Das Duo hat über 80 nationale und internationale Einzel- und Gruppenausstellungen realisiert, von denen einige im Museum für Angewandte Kunst in Köln sowie in Frankreich, Italien und den USA stattfanden.

 

 

Kreative Workshops & mehr

Die letzten Räumlichkeiten, die ich mit Rita und Beatrix besuche, sind ganz besonders spannend. Auf verschiedenen Ebenen finden hier Workshops statt, dazu zählen u.a. Kooperationen mit der VHS wie der Nana-Workshop, der u.a. am 10. März, am 28. April und am 5. Mai stattfindet, sondern auch Workshops für Kinder und Jugendliche. Als Preview darf ich einen kleinen Blick auf das Arbeitsmaterial für einen Workshop im Winter zum Thema  Linol-Schnitt werfen, den Beatrix schon vorbereitet hat, aber das ist noch nicht alles.

„Wir haben in diesem Jahr sechs kostenfreie Kulturrucksack-Workshops für das Alter von zehn bis 14 Jahren, die vom Land NRW unterstützt werden. Dabei bedienen wir unterschiedliche Themen wie kreatives Schreiben vom 16. bis zum 17. März mit Marion Beyers-Reuber und in den Osterferien haben wir vom 2. bis zum 4. April die Modezeichnerin Hildegard Burggraef zu Gast“, erklärt Beatrix. Mehr Infos und weitere Termine dazu bekommt ihr hier.

Ein großes Aktiv-Angebot bietet das Begas Haus auch Schulklassen und andere Gruppen an. Der Fokus liegt auf Grundschulkindern, aber auch Kitas und weiterführende Schulen wie etwa das 8. und 9. Schuljahr werden bedacht. „Meistens gehen wir erst mit den Kindern und Jugendlichen durchs Museum und anschließend gibt es dann einen Workshop oder wir machen eine Rallye mit Quizbögen“, ergänzt Beatrix das Konzept.

Vorlesetage, Führungen und kreative Workshops für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien mit der Margreth-Schneider-Stiftung und Tandem-Führungen in leichter Sprache sowie Inklusive Kurse in Kooperation mit der Lebenshilfe Heinsberg komplettieren das Angebot vom Begas Haus.

Gut zu wissen

Möchtet ihr das Begas Haus in Heinsberg besuchen? Hier sind weitere Informationen: Der Eintritt für Erwachsene beträgt fünf Euro pro Person, Kinder und Jugendliche bis 12 Jahre haben freien Eintritt, ebenso wie Schüler aus dem Kreis Heinsberg mit Schülerausweis. Gruppen ab 10 Erwachsenen erhalten Zutritt für nur drei Euro pro Person.

Das Begas Haus hat von Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Montags ist es geschlossen.

Wenn ihr eine kleine Kunstpause benötigt, könnt ihr direkt nebenan das Museumscafé Samocca besuchen, das von der Lebenshilfe Heinsberg e.V. betrieben wird. Dort gibt es sozial fair gehandelte internationale Kaffeespezialitäten aus der eigenen Rösterei sowie hausgemachte Kuchen und kleine Speisen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr.

Mehr über das Begas Haus findet ihr hier:

https://niederrhein-tourismus.de/freizeit/begas-haus

Über mich

Ich bin Nicole, freie Journalistin, waschechte Niederrheinerin und ganz verliebt in meine Heimat!

Ich möchte euch mit zu meinen Lieblingsplätzen nehmen, Menschen und Unternehmen vorstellen, die den Niederrhein ausmachen, von tollen Events berichten, euch interessante Insider-Tipps in Sachen Shopping, Restaurants & Co. geben und noch vieles mehr – ihr dürft gespannt sein!

Ich freue mich, wenn ihr mich auf meiner Reise durch den Niederrhein begleitet!

 

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