14.01.2022
Habt ihr meine Reihe „Persönlichkeiten am Niederrhein“ schon vermisst? Heute geht es wieder weiter und stelle euch endlich mal eine Frau vor, die ich bereits für einen Blogbeitrag besuchen durfte – die Kunsthistorikerin und Museumsleiterin des Begas Haus Dr. Rita Müllejans-Dickmann. Im Herbst letzten Jahres habe ich das beeindruckende Museum in Heinsberg besuchen und eine exklusive Führung genießen dürfen. Jetzt bin ich gespannt, mehr über die Frau zu erfahren, die das Museum neu konzipiert hat…
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch damals im Begas Haus in Heinsberg und wie begeistert ich von dem Konzept war. Zehn spannende Themenräume auf zwei Ebenen, die bundesweit größte Begas-Sammlung und die Regionalgeschichte Heinsbergs kombiniert mit zahlreichen Medienstationen mit Hör- und Touchfunktionen haben den Besuch zu einem echten Erlebnis gemacht. Begleitet wurde ich von der Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann, die mir einen eindrucksvollen Einblick u.a. in die Geschichte Heinsbergs gegeben hat. Aber welchen Background hat Rita und warum schlägt ihr Herz für die Kunst?
Dass Sie etwas mit Kunst machen wollte, hat sich bei Rita schon früh herauskristallisiert. „Mit 15 Jahren war ich schon Führerin im Aachener Dom und in der Domschatzkammer und konnte erste Erfahrungen sammeln. Ab da wusste ich, dass ich so etwas auch später beruflich machen wollte“, erinnert sich Rita. Nach der Schule folgte ein Studium der Baugeschichte, Kunstgeschichte und Geographie an der RWTH Aachen. 1991 promovierte sie und absolvierte ein Volontariat am LVR Landesmuseum Bonn.
Ein Jahr später wurde Rita Leiterin des Museums des Kreises Heinsberg, das bereits 1929 gegründet wurde. 2010 wurde dieses dann kernsaniert, erweitert und neu konzipiert. „Das war eine spannende Zeit und ich durfte die Neukonzeption leiten. Eine tolle Chance, ein Museum komplett nach meinen Vorstellungen einrichten zu dürfen. 2014 eröffnete dann das Begas Haus mit einem innovativen Präsentationskonzept. Wir sind sogar zertifiziert barrierefrei und jeder Raum hat sein eigenes Farbkonzept“, ergänzt Rita. „Worauf ich besonders stolz bin und mir gezeigt hat, dass ich ziemlich viel richtig gemacht habe, ist, dass das Museum 2017 für den Europäischen Museumspreis nominiert wurde. In der Museumsbranche ist diese Nominierung vergleichbar mit einer Oscar-Nominierung.“
Einen normalen Arbeitstag gibt es bei Rita dennoch nicht. „Jeder Tag ist eine Herausforderung von Multitasking“, lacht die Museumsleiterin. Dabei gibt es aber, verrät sie mir weiter, viele schönen Begegnungen mit Besuchern und spannende Sammlungsankäufe. Nach einem Gemälde hat sie beispielsweise über 20 Jahre gesucht – „Die Apotheose der Fanny Elßer“ von Carl Joseph Begas d. Ä. aus dem Jahr 1832. An dieses XXL-Bild erinnere ich mich auch noch an meinem Besuch und habe sofort verstanden, warum Rita dieses Gemälde haben musste.
„Ich hatte von diesem Bild gelesen und erst nur vermutet, dass es das wirklich gibt. Gefunden habe ich es damals dann in einer Tanzakademie in Washington. Leider kam mein Anruf drei Tage zu spät, sie hatten es kurz vorher verkauft. Auf einer Auktion habe ich es dann wiederentdeckt und konnte es Dank der Ernst von Siemens Kunststiftung direkt kaufen“, erklärt mir Rita. „Ein inhaltlich unglaublich vielschichtiges Gemälde, das nahezu eine therapeutische Wirkung, denn jeder, der sich das Werk anschaut, muss lächeln.“
Aber Rita hat noch weitere Visionen für das Museum. Eine ist, das Begas Haus zu einer zentralen Museumseinrichtung im Kreis Heinsberg zu machen, die Angebote aller Museen bündelt und beratend für alle tätig ist. „Aber aktuell ist es leider ungewiss, wann wir wieder Ausstellungen und Veranstaltungen durchführen können, weil es ein eklatantes bauseitiges Problem gibt, aber das ist eine lange Geschichte“, fügt Rita hinzu.
Verständlich, dass Rita generell nur wenig freie Zeit bleibt, die sie aber gerne mit ihrer Familie verbringt. Zur Ruhe kommt sie am besten mit Sport und mit Kochen und zaubert dabei gerne eines ihrer Lieblingsgerichte, eine leckere Pasta.
Ab und zu schwingt sich Rita auch aufs Fahrrad und entdeckt den Niederrhein auf dem Rad und genau das, empfiehlt sie euch auch. „Der Niederrhein hat ein enormes Potential und es lohnt sich, mal genauer hinzuschauen. Es gibt auch jede Menge tolle Museen hier am Niederrhein und nicht zuletzt sind es auch die Menschen, die meine Heimat, den Niederrhein, ausmachen. Besonders den Humor und die Offenheit der Menschen schätze ich sehr“, schließt Rita unser Gespräch ab und da kann ich mich nur anschließen – nicht nur der Niederrhein ist toll, sondern auch die Niederrheiner.