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Bereit für Tim Berresheims Bilderreise? Die Augmented Reality-Radroute im Heinsberger Land

27.05.2022

Ich durfte ja bereits ein paar Radtouren für euch am Niederrhein erleben, aber was mich heute im Heinsberger Land erwartet, ist anders! Auf einer attraktiven etwa 90 Kilometer langen Radroute erlebe ich eine in Deutschland einzigartige Kombination aus Digital-Kunst, Kultur und Natur. An 17 Orten im Heinsberger Land verschmelzen hier modernste Technologie und Umwelt zu faszinierenden Augmented Reality Kunstwerken, die mittels einer kostenlosen App erleb- und begehbar werden. Eine absolute Herzens-Empfehlung für alle, die auf eine spannende Bilderreise gehen und einfach was Besonderes erleben wollen.

 

 

Unser Start- und Zielpunkt ist das Informationszentrum Naturpark-Tor Wassenberg an der Pontorsonallee. Hier informieren die Stadt Wassenberg und der Naturpark Schwalm-Nette über Kultur und Landschaft sowie über touristische Freizeit- und Erholungsziele im südlichen Naturparkgebiet. Und genau hier werden wir auch mit allem ausgestattet, was wir für den heutigen Tag benötigen. Die touristische Fachkraft der Stadt Wassenberg Sabrina Martin hat schon alles vorbereitet und die giftgrünen NiederrheinRäder, dieses Mal E-Bikes, stehen voll aufgeladen für uns bereit. Sie händigt uns auch den Pocket-Guide zu „Tim Berresheims Bilderreise“ im praktischen Hosentaschenformat aus, der einen perfekten Überblick über die komplette Route gibt, in dem die Kunstwerke markiert sind, der aber auch mehr über dieses besondere Projekt verrät. Im Museum BEGAS HAUS in Heinsberg und an vielen weiteren Stellen im Heinsberger Land liegt die kleine Broschüre zur kostenlosen Mitnahme bereit. Eine ausführliche Routenbeschreibung, Streckendetails sowie Wissenswertes zu Anreise und Ausflugsplanung findet ihr im Übrigen auf bilderreise.bike und im Tourenportal Outdooractive.

Auch von mir gibt es jetzt erstmal ein paar Fakten und ich starte mit der Frage: Was ist eigentlich Augmented Reality?

Kurz und knapp übersetzt, bedeutet Augmented Reality (= AR) eine erweiterte Realität. Es geht um das Zusammenspiel vom digitalen und analogen Leben und funktioniert u.a. über die Kamera des Smartphones oder Tablets. Beim Blick durch die Kamera auf einen AR-Ort zeigen sich Texte, Grafiken, Bilder, Videos oder 3D-Animationen, die quasi über die „Wirklichkeit“ gelegt werden. In unserem Fall ist es ein Kunstobjekt, aber man sieht eben dennoch den echten Ort hindurch und drum herum. 

Der Künstler

Alle Kunstwerke, die man auf der Radroute erleben kann, stammen aus der Feder des in Heinsberg geborenen und in Wassenberg aufgewachsenen Künstlers Tim Berresheim. In seinen Werken beschäftigt er sich mit der bildenden, computergenerierten Kunst, zu dessen Pionieren er seit 2002 gehört. Er verknüpft kunsthistorische Referenzen mit Bildern und Motiven aus der Pop- und Alltagskultur und versteht sich selbst als „bildender Künstler, der sich mit der Missing Link Situation zwischen der analogen und der digitalen Welt auseinandersetzt“.

Das Konzept

Sein künstlerischer roter Faden in diesem Projekt sind Fragmente aus seiner Heimatstadt Wassenberg und dem Heinsberger Land. Mit ihnen setzt er sich intensiv auseinander, hat seine eigene Vergangenheit künstlerisch beobachtet und, vereinfacht gesagt, digitalisiert.

Zentrales Moment seiner Bilderwelten ist das Ausloten des digital Machbaren. Seine Werke, die als Fotografien, Siebdrucke oder Computerprints von den Studios New Amerika, Aachen realisiert werden, zeigen Szenerien im dreidimensionalen, illusionistischen Raum. Er arbeitet dabei mit neuesten Techniken der Bildherstellung wie dem Laserscan, der Hochleistungsfotografie und der erweiterten Computerprogrammierung. Augmented Reality ist ein essenzieller Bestandteil seiner Ausstellungen, wie auch dieser Bilderreise.

Die Orientierung

Und auf diese Bilderreise bin ich jetzt sehr gespannt. Nochmal kurz checken: Wir haben das E-Bike, den Pocket-Guide und als Leihgabe einen geheimen Schlüssel, der später zum Einsatz kommt.  „Dann dürfte ja jetzt nichts schief gehen“, lacht Sabrina und empfiehlt uns noch, dass wir uns einfach an dem nummerierten Knotenpunktsystem orientieren sollen. Die Knotenpunkte entlang der Bilderreise sind im Pocket-Guide eingezeichnet. Das bedeutet, dass wir ganz einfach den Wegweisern mit den rot-weißen Pfeilen und den darunter montierten Nummern im roten Kreis folgen können. Zusätzlich ist das prägnante Routenlogo in die Radwegebeschilderung integriert.

Bereits draußen im Eingangsbereich des Naturpark-Tors, am Startpunkt der Bilderreise, gibt eine Infotafel Überblick über den kompletten Streckenverlauf und verrät, dass die ersten Kunstwerke nur wenige Meter entfernt am Gondelweiher und auf dem Bergfried zu finden sind. 

Die App

Gleichzeitig lässt sich z.B. mittels auf dem Schild abgebildetem QR-Codes auch die notwendige, kostenlose Augmented Reality App „TB – Bilderreise AR“ im App Store und bei Google Play herunterladen, um die Realität um computeranimierte Kunst selbst erweitern zu können. Das habe ich bereits zu Hause gemacht und empfehle euch, das auch zu tun, um euer Datenvolumen zu schonen. Kleiner Tipp: Eine erste AR-Überraschung findet ihr direkt im Pocket-Guide selbst, aber wie ihr diese entdeckt, müsst ihr selbst herausfinden. 😉

 

 

Der Gondelweiher

Dann kann es ja losgehen! Vom Naturpark-Tor geht es links die Straße runter bis zu einer Kurve. Hier machen wir das erste Mal Bekanntschaft mit den schon erwähnten Wegweisern und müssen uns rechts halten. Vor uns liegt auch schon der Gondelweiher auf der rechten Seite, der mit einem Rosengarten und einer schönen Parkanlage verbunden ist. 1927 stand hier übrigens das erste Freibad im Altkreis Heinsberg. Der Bereich wurde aber vor einigen Jahren umgestaltet, da ein neues Frei- und Hallenbad an anderer Stelle eröffnet wurde. Im ehemaligen Schwimmmeisterhaus könnt ihr auch einen ersten kulinarischen Stopp in der „Taverne am Gondelweiher“ einlegen.

Dieser besondere Ort ist für das erste AR-Erlebnis perfekt ausgewählt und mit dem Smartphone in der Hand gehen wir auf die Suche nach dem Kunstobjekt. Dazu ist natürlich auch die App geöffnet und „Route 1“, die wir bestreiten, ausgewählt. Hier verbirgt sich eine Karte hinter, die anzeigt, wo wir uns gerade befinden und ob wir uns einem blauen Radius nähern, in dem das Kunstobjekt sichtbar wird. Wir sind schon ganz nah dran und können das Objekt quasi aktivieren, als die Info in der App „Kunst in der Nähe“ erscheint und anklickbar wird. Dazu folge ich nur noch dem Hinweis, dass man das Smartphone bewegen muss und schon erscheint das erste Kunstwerk. Ich bin ganz fasziniert von dem, was da auf einmal vor mir zu sehen ist. Da bewegt sich ein Skateboard in der Luft, daneben etwas buntes Abstraktes, was u.a. an einen Notenschlüssel erinnert, und eine riesige Spielkarte, die auch eine Tarot-Karte sein könnte. Aber das ist nur meine eigene Wahrnehmung. Was ihr hier seht, kann auch ganz anders sein. Der Künstler wünscht sich ausdrücklich, dass jeder sich sein eigenes Bild von den verschiedenen Orten macht, einen individuellen Blickwinkel wählt und auch das Innere des jeweiligen Kunstwerkes entdeckt.

 

 

Der Bergfried

Jetzt bin ich gespannt, welches Kunstobjekt mich als nächstes erwartet und das befindet sich wieder ganz in der Nähe auf dem Wahrzeichen Wassenbergs – dem Bergfried. Der viergeschossige, nahezu quadratische Backsteinbau, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (1400-1420) erbaut wurde, ist hinter dem Weiher schon zu erkennen. Um dort hinzukommen, müssen wir kurz das Knotenpunktsystem bzw. unsere Route verlassen und uns einfach an den Fahnen des Bergfrieds orientieren. Am Fuß der Höhenburg stellen wir die E-Bikes bequem auf dem Parkplatz vor dem Hotel-Restaurant Burg Wassenberg by Savio ab. Da der 600 Jahre alte Bergfried auf einem nach allen Seiten abfallenden Hügel steht, haben wir ein paar Treppenstufen zu bewältigen.

Oben angekommen und nur minimal aus der Puste, zeigt meine App direkt vor der Eingangstür wieder an, dass hier das nächste Kunstobjekt zu entdecken ist und ich aktiviere dieses. Dieses Mal ist es eine Art Möbelstück, aber auch ein Hocker und wieder so eine „Tarot“-Karte mit dem Titel „King of swords“. Alles ist natürlich erneut reine Interpretationssache und ihr entdeckt vielleicht ganz andere Dinge, die mir nicht aufgefallen sind oder die ihr anders wahrnehmt.

 

 

Kleiner Zwischenstopp mit Ausblick

Hier kommt übrigens auch der geheime Schlüssel zum Einsatz, den ich von Sabrina am Anfang im Naturpark-Tor bekommen habe. Wir dürfen ins Innere des Bergfrieds und die Aussicht von der Plattform oben genießen. Bei laufenden Kunstausstellungen ist der Bergfried jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr geöffnet und oftmals gibt es erweiterte Öffnungszeiten, zu denen der Heimatverein Wassenberg geschichtliche Informationen gibt und Fragen beantwortet. Solltet ihr trotzdem vor verschlossenen Türen stehen, bekommt ihr den Schlüssel, wie ich, gegen Pfand vom Naturpark-Tor oder an der Rezeption des Hotel-Restaurants. Der Bergfried ist auch der „Turm des Glücks“ und einer von zehn Glücksorten in Wassenberg. Eine entsprechende Beschreibung, warum der Bergfried euch glücklich macht, findet ihr auf einem Schild direkt am Aufgang. Es gibt aber auch eine kleine Broschüre über alle Glücksorte, die ihr ebenfalls am Naturpark-Tor bekommt.

 

 

Auf der Route

Die ersten zwei Kunstobjekte haben wir erfolgreich gefunden und unsere eigentliche Radtour kann starten. Unser Startpunkt ist wieder direkt in der Nähe des Gondelweihers am Verlorenenturm, ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung Wassenbergs. Der Name kommt übrigens daher, weil Wassenberg lange ein Gericht besaß und in den vergangenen Jahrhunderten Diebe, Räuber und Mörder oft hart bestraft wurden. Alle, die zum Tode verurteilt wurden, sperrte man in den Verlorenenturm, bevor man sie auf dem Galgenberg hinrichtete.

Von hier aus machen wir uns auf den Weg in Richtung Effeld, dem Gold- und Spargeldorf, in dessen Nähe sich am Effelder Waldsee bzw. Amici Beach das nächste Kunstobjekt befindet. Das Schild mit dem Knotenpunkt 21 weist uns den Weg und führt uns in die richtige Richtung durch ein schmales Gässchen, über die Graf-Gerhard-Straße zum Alten Wassenberger Rathaus auf dem Roßtorplatz. Hinter dem Roßtor erreichen wir dann den Knotenpunkt 21.

Die weiteren Knotenpunkte, die ihr euch schon merken könnt, sind die 28, 24, 25 und kurz die Richtung 71 zum Effelder Waldsee. Insgesamt umfasst das Knotenpunktsystem übrigens 90 Knotenpunkte im Heinsberger Land und macht die Routenplanung sehr leicht und entspannt.

 

 

Durch den Eulenbusch

Von der Rurtalstraße aus sehen wir das weite Flusstal, in dem vor Jahrzehntausenden abwechselnd Maas und Rhein flossen und große Sand- und Kiesvorkommen hinterließen, die heute abgebaut werden. Der Rurtalstraße folgend kommen wir zum kleinen Weiler Forst und biegen nach rechts ab. Vorbei an Auskiesungen erreichen wir den kleinen Ortsteil Eulenbusch, passieren ein paar Kühe auf der Weide und kommen wenig später an Knotenpunkt 28 am Schloss Elsum an. Hier finden wir auch eine Übersichtskarte über die Radwanderwege im Heinsberger Land. Die Wegweiser verraten, dass es nur noch 2,8 Kilometer sind und der nächste Knotenpunkt, den wir erreichen müssen, die 24 ist. Ganz in der Nähe gibt es übrigens herrlich gelb blühende Rapsfelder – ein tolles Fotomotiv.

 

 

Das Spargeldorf Effeld

Auch der weitere Weg gestaltet sich abwechslungsreich und wir kommen an großen Feldern mit Spargel vorbei – die kulinarische Spezialität der Region. Vom Knotenpunkt 24 geht es weiter nach Effeld zum Knotenpunkt 25. In dem Spargeldorf habt ihr auch die Möglichkeit das weiße Gold noch bis Mitte Juni direkt in den Restaurants zu genießen. Da gibt es die Effelder Bürgerstube an der Mückenstraße 19, das Hotel-Restaurant zur Altstadt an der Dorfstraße 9 und das Restaurant Ohlenforst an der Kreuzstraße 4.

Um zum nächsten AR-Kunstwerk zu gelangen, fahren wir durch das Dorf in Richtung Niederlande zum Knotenpunkt 71 bzw. zum Effelder Waldsee. Auf der Kreuzstraße durchqueren wir das Dorf und kommen nicht nur an einer schönen Kirche, sondern auch am Dorfladen & Café „Mittendrin“ vorbei, in dem ihr selbstgebackenen Effelder Kuchen bekommt.

 

 

Der Effelder Waldsee

Ein kurzer Schwenk nach links folgen wir der Bruchstraße. Ein Stück unserer Tour ist der Effelder Waldsee-Pfad, einer von zehn leichten und barrierefreien Wanderwegen „Leichte.Wander.Welt.“ vom Naturpark Schwalm Nette, den ich euch schon in meiner Reihe „Besondere Wanderrouten“ vorstellen durfte.

Schon damals habe ich die angrenzende wunderschöne Anlage „Amici Beach Club“ am Effelder Waldsee bewundert. Ein toller Badestrand, die Möglichkeit Wassersport zu betreiben und erstklassig zu campen und das Ganze gepaart mit einem kulinarischen Angebot laden zu einem unbeschwerten Tag Urlaub quasi vor der Haustür ein.

Am Grenzübergang hinter dem kleinen Rastplatz ist es dann soweit. Wir befinden uns im blauen Radius der App und können uns das nächste Kunstobjekt anschauen. Dieses trägt den Namen „Der Brot-Riecher“ und tatsächlich ist ein bunter, hockender, abstrakter Mann zu sehen, vor ihm ein Brot, über ihm Fliegenpilze und eine neue Karte mit dem Aufdruck „Judgement“. Wie es ab hier weitergeht, dürft ihr jetzt selbst entdecken.

Noch ein Tipp

Wenn ihr die kompletten 92 Kilometer absolvieren wollt, dem kann ich das Pauschalangebot „Drei Tage auf ‚Tim Berresheims Bilderreise‘“ ans Herz legen. Ihr kommt nicht nur an allen Stationen der digitalen Kunst vorbei, sondern erlebt auch bekannte und weniger bekannte Orte im Heinsberger Land aus einer ganz neuen Perspektive. Passiert saftig grüne Wiesen und goldgelbe Felder, begegnet idyllischen Seen, Burgen, Schlössern und Kulturdenkmälern und radelt ein Stück am Rurufer entlang.

Enthalten sind in diesem Angebot: zwei Übernachtungen inkl. reichhaltigem Frühstück, einmal Eintritt im Museum BEGAS HAUS, ein Kaffee mit einem Stück Limburgse Vlaai im Café aan de Müehle in Gangelt-Breberen, einmal Waffeln, heiße Kirschen und eine Kugel Eis in der Tüschenbroicher Mühle, der Gepäcktransport von Hotel zu Hotel und das Kartenmaterial, die Tourenbeschreibung und GPS-Tracks.

Der erste Tag startet mit der Anreise nach Wassenberg, der zweite Tag beinhaltet die Tour von Wassenberg nach Heinsberg (ca. 49 km) und am dritten Tag geht es von Heinsberg nach Wassenberg (ca. 43 km).

Wie auch immer ihr Tim Berresheims Bilderreise erlebt, ich wünsche euch jetzt schon ganz viel Spaß!

Über mich

Ich bin Nicole, freie Journalistin, waschechte Niederrheinerin und ganz verliebt in meine Heimat!

Ich möchte euch mit zu meinen Lieblingsplätzen nehmen, Menschen und Unternehmen vorstellen, die den Niederrhein ausmachen, von tollen Events berichten, euch interessante Insider-Tipps in Sachen Shopping, Restaurants & Co. geben und noch vieles mehr – ihr dürft gespannt sein!

Ich freue mich, wenn ihr mich auf meiner Reise durch den Niederrhein begleitet!

 

Hier findet ihr mich auch

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